Über die Kommasetzung ohne Zauberkunst


Teil 1: Komma bei Einschüben und Erweiterungen

Von Ramon Müller, Rotstift AG

In loser Folge werden wir in den kommenden Newsletters für Sie ein wenig die Kommaregeln auffrischen.

In der deutschen Sprache richten sich die Kommas fast ausschliesslich nach grammatikalischen Gesichtspunkten, das heisst in engerem Zusammenhang nach der Syntax – dem Satzaufbau und Satzgefüge – und damit übergeordnet nach der Sprachlogik. Dies bedeutet, dass das Setzen von Kommas, streng der Grammatik folgend, in der Analyse stets hergeleitet werden kann. Ausgenommen hiervon sind lediglich wenige Fälle, die sich durch die Rhetorik begründen lassen, um das Gewicht einer Aussage im Satz zu verschieben, auch durch das Nachklappen am Satzende. Doch davon soll dann in einem andern Newsletter die Rede sein.

Übrigens: Fordern Sie uns heraus. Aus dem oben Gesagten ergibt sich, dass wir Ihnen zu jeder Kommaunsicherheit eine klare, das heisst exakte Antwort liefern und abschliessend über richtig oder falsch – nicht besser oder schlechter – befinden müssen.

In diesem Newsletter beschäftigen wir uns mit einer häufig anzutreffenden Unsicherheit, nämlich dem Setzen von Kommas bei Einschüben oder Erweiterungen. Als solche können Nebensätze oder nicht enge Zusätze gelten. Letztere werden in der Grammatik als lockere Appositionen bezeichnet – im Gegensatz zu den engen Appositionen, welche ohne Komma(s) gesetzt werden. Zwei Beispiele hierzu mögen das veranschaulichen:

enge Apposition                                                          

die Stadt Bern

Malermeister Meier                                                       

lockere Apposition

Basel, die Grenzstadt am Rhein

Hans Meier, Vorarbeiter bei der Pinsel AG

Eine lockere Apposition muss also vom Bezugswort mit einem Komma abgetrennt werden, so, wie ein Nebensatz durch ein Komma dem Hauptsatz unterzuordnen ist:

Montag, der 18. Oktober 2021

Dies ist eine Geschichte, die ich niemals vergessen werde.

Geht es nun nach der lockeren Apposition beziehungsweise nach dem Nebensatz weiter, so muss dieser Einschub durch ein zweites Komma vom Gerüst abgetrennt werden:

Basel, die Grenzstadt am Rheinhat ein vielseitiges kulturelles Angebot.

Hans Meier, Vorarbeiter bei der Pinsel AG, konnte letzte Woche sein Dienstjubiläum feiern.

Am Montag, dem 18. Oktober 2021, starten wir unser neues Projekt.

In der Praxis stellen wir fest, dass das schliessende (zweite) Komma oft bei längeren Einschüben unterschlagen wird. Das kann auch damit zusammenhängen, dass durch einen längeren Unterbruch (durch «Leseermüdung») manchmal der Kontext zum Anfang verloren geht.

Verlieren Sie also nicht den roten (Syntax-)Faden aus den Augen und stellen Sie sich den Einschub als weglassbaren Klammerausdruck vor. (Ein Klammerausdruck bedingt auch zwei Klammern.) Dann prüfen Sie, ob Satzanfang und -ende ineinander übergehen beziehungsweise ob der Anfang logisch abgeschlossen wird und beide Kommas gesetzt sind:

Diese Kommaregel, die Einschübe und untergeordnete Satzteile behandeltsollte Ihnen nun eine Hilfe sein.