Gendersternchen


Immer häufiger findet der Asterisk als Binnenzeichen Verwendung in der geschlechtsneutralen Sprache. Im Gegensatz zu den traditionellen Männlich-weiblich-Paarformeln – beispielsweise der/die Kunde/-in – sollen damit alle Geschlechter einbezogen werden, womit auch genderqueer eine indifferente Diversität angestrebt wird. Obwohl dieses Verfahren noch nicht lehrbuchkonform ist und vom Rechtschreibeduden in seiner 28. Auflage (Seite 112) als vom «amtlichen Regelwerk nicht abgedeckt» aufgeführt wird, wollen wir der Tendenz nicht entgegenstehen – Tendenzen sind bei der Sprachentwicklung nicht selten Vorreiter einer Etablierung – und aufzeigen, wie der Genderstern zu setzen ist. Entstanden ist er historisch als Weiterführung aus dem Gender-Gap (Unterstrich oder Doppelpunkt: Schüler_innen bzw. Schüler:innen) und hat dann als Gender-Star mit dem auf der Standardtastatur verfügbaren Zeichen seinen Siegeszug angetreten und es sogar zum Anglizismus des Jahres 2018 geschafft.
 

Das Gendersternchen wird eigentlich gleich gesetzt wie das (auch nicht regelrelevante) Binnen-I. Es ist ein Fugenzeichen, an dem die eine Form in die andere übergeht. Dabei werden häufig männliche Ausgangsformen – Endungen/Deklinationen – unterdrückt, die dann gedanklich ergänzt werden müssen. Es spielt keine Rolle, ob es sich um eine Plural- und/oder eine Kasusendung handelt. Ist eine Verkürzung beim Begleiter vorn nicht möglich, so muss die ganze Form vor dem entsprechenden Stern gesetzt werden. Die nachfolgenden Beispiele mögen so als Hilfestellung dienen.

Verkürzung beim Begleiter nicht möglich:
der*die Kund*in
mit Verkürzung auch beim Begleiter:
einem*r Laborant*in
ein*e gut ausgebildete*r Verkäufer*in
verständnisvolle*r Chef*in
irgendeinem*r anderen*r Beauftragten (Form des Singularnomens identisch)
den Schüler*innen
alle Mitarbeiter*innen
das Mitglied / viele Mitglieder (grammatikalisch) neutraler Sexus: ohne Stern(e)
dem Kind / den Kindern

Entscheidet man sich für diese genderindifferente Darstellung, so ist noch zu bedenken, dass der Stern nicht mehr als Fussnotenzeichen (für das er eigentlich als Fussnotenstern vorgesehen ist) verwendet werden sollte. Fussnoten müssen dann mit anderen hochgestellten Zeichen oder Ziffern dargestellt werden.

Im Französischen hat das Gendersternchen (beispielsweise un*e collaborateur*trice) noch keine Verwendung gefunden. Das mag mit Widerständen gegen Anglizismen und damit einhergehend Germanismen zu tun haben. Dafür trifft man bei der geschlechtsneutralen Sprache immer mehr den Bindestrich als Genderdivis an. Damit sollen die Klammern, wie sie bei der traditionellen Darstellung (vgl. hierzu Guide du typographe) verwendet werden, ersetzt werden:
un-e horloger-ère qualifié-e anstatt un(e) horloger(ère) qualifié(e)
des instructeurs-trices 
anstatt des instructeurs(trices)
Im Gegensatz zum oben behandelten Genderstern im Deutschen werden daneben wie bei der Darstellung mit Klammern auch Schrägstriche gesetzt, wenn der Begleiter nicht abgekürzt werden kann:
le/la chercheur-se (eher nicht: le-la chercheur-se)

Wenn beide Formen vollständig aufgeführt werden sollen, was bei einer gepflegten Textsorte auch empfohlen wird, und es das Layout zulässt (nicht zu häufiges Auftreten), wird dagegen wie bisher der Schrägstrich oder ou gesetzt:
un citoyen/une citoyenne oder un citoyen ou une citoyenne
une citoyenne/un citoyen oder une citoyenne ou un citoyen

Beim Genderdivis kann man davon ausgehen, dass die Verwendung etabliert ist, da viele amtliche Stellen dies empfehlen oder sogar als Redaktionsanweisung festgelegt haben.

Wir können diese Anwendung und damit den Verzicht auf Klammern auch empfehlen, da Klammern eigentlich für etwas Weglassbares stehen, was mit dem Gebrauch der genderspezifischen Sprache ja gerade nicht die ursprüngliche Absicht war …

Im Italienischen gibt es bei der Abbildung der gendergerechten Formen keine Neuerungen. Will man nicht die Vollformen verwenden, also beide Geschlechter ausschreiben (Nomen inkl. aller Begleiter wie zum Beispiel Adjektive), gilt weiterhin: 

Schrägstrich ohne Ergänzungsbindestrich, zum Beispiel:  i/le bravi/e ragazzi/e

Im Englischen stellt sich diese Frage nicht, weil die meisten Nomen für die Personenbezeichnungen sowie alle Artikel geschlechtsneutral sind. The young customer (gilt für beide Geschlechter). 

Unterscheiden kann man die Geschlechter nur bei wenigen Pronomen wie he/she und his/her.

Hingegen gibt es wie in D/F/I Gender-Vollformen wie daughter/son, steward/stewardess, cock/hen.

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